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Ada Brodie

 

 

JAZZ-MUSIKERIN

 

 

Text: Regine Marxen
Foto: Julia Steinigeweg

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 46

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Sich freizuspielen, sich aus Korsetts und Konstrukten zu lösen, ist eine Kunst. Elena Bongartz beherrscht sie. Deshalb gibt es Ada 
Brodie, ihr Jazz-Piano-Projekt, das den Beginn einer neuen Phase in Elenas künstlerischer Entwicklung markiert. Wie viel Stärke und Energie in Ada Brodie fließen, zeigt sich schon im Namen selbst. „Ada lautet der Name meiner Großmutter väterlicherseits.“ Sie deutet auf den Ring mit dem grünen Edelstein an ihrem Finger. „Der ist von ihr“, lächelt sie. „Brodie ist der Nachname meiner Großmutter mütterlicherseits.“ Beides seien starke, selbstbewusste Frauen gewesen, die ihren Weg gegangen seien. Wie Elena.


Aufgewachsen ist die 31-Jährige in Aachen. Musik spielte in 
ihrem Leben schon früh eine Rolle. Ihr Bruder ist David Garrett, der als Wunderkind mit Geige bereits als Teenager die großen Bühnen dieser Welt eroberte und den Yehudi Menuhin als „größten Geiger seiner Generation“ bezeichnete. „Viele fanden es mutig, dass auch ich in die Musik gegangen bin“, sagt Elena, die anders als ihr Bruder den Nachnamen ihres Vaters trägt. Doch Elena hatte diesen Mut. Warum auch nicht, sie hat was drauf. Mit sechs Jahren begann sie, das klassische Klavierspiel zu erlernen, mit 15 Jahren gewann sie den ersten Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ im Fach Klavierduo. Sie studierte Jazz- und Popgesang in Maastricht, ihr anschließendes Masterstudium im Fach Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg führte sie in die Hansestadt. Das war vor zehn Jahren. 


In Hamburg stieg Elena ins Musikbusiness ein. Sie ergatterte 
einen Label-Deal und produzierte unter ihrem Namen eine deutschsprachige Platte, die Hip-Hop, Jazz und Pop vereinte. Aber das Projekt fuhr mit angezogener Handbremse, mehrere Male wurde der Release der Platte verschoben. Kurz nach Veröffentlichung machte das Label dicht. Und Elena? Die ist heute dankbar, dass sie diese Erfahrung machen durfte. „Ich habe gelernt: Selbst wenn über drei Jahre viel Geld und Energie in ein Produkt fließen, heißt das nicht, dass das durch die Decke geht. Da müssen mehrere Faktoren stimmen. Du musst zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein.“ Als Reaktion auf dieses Erlebnis produzierte Elena zu Hause ein eigenes Album, das 2017 auf den Markt kam. Es ist eckiger, alternativer als sein Vorgänger. Das dazugehörige Video „Wut im Bauch“ überraschte und begeisterte die Szene. „Es kam viel positives Feedback. Und doch habe ich das Projekt Elena nach eineinhalb Jahren beendet.“

 

Nach sechs Jahren Deutschpop wären ihre Emotionen erkaltet gewesen. „Ich habe mich in der deutschen Sprache nicht mehr wohlgefühlt. Es gibt so viele Deutschpop-Künstler, ich habe meinen Platz nicht mehr gesehen.“ Das war die Geburt von Ada Brodie. Die singt auf Englisch und spielt Jazz am Piano. Ihr erstes Album „The Grand Tale“ erschien 2019. 

 

Es ist eine One-Woman-Show; geschrieben hat Elena die Songs dafür innerhalb von sechs Wochen. Es sind intensive, harmonische Lieder, emotional und aus dem Moment heraus entstanden. Um dieses Gefühl noch zu verstärken, hat Elena die Platte in nur 36 Stunden live am Piano in den Boogie Park Studios in Ottensen eingespielt. Auch „The Grand Tale 2“ entstand auf diese Weise. Eine knapp fünfstellige Summe hat sie das gekostet. Produktion, Marketing, Videos, all das hat seinen Preis. Um Ada Brodie zu finanzieren, arbeitet Elena als Vocal Coach, Sprecherin und Songwriterin. „Von all den Künstlerinnen, die ich kenne, schaffen es höchstens eine Handvoll, von ihrer Musik auch zu leben. Die meisten finanzieren ihre Kunst mit anderen Jobs. Es sei denn, man ist Lady Gaga.“ Stresst sie das? „Nein. Ada ist der Planet in einem Sonnensystem, im Kosmos meines Lebens, und zwar der größte! Der Jupiter.“ 

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