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Porträt –

Die Eisprinzessinnen

 

 

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AUTORIN: ANNA WEILBERG 

FOTOS: STEPHAN GARBE

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 32

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„Die Eisprinzessinnen“ entdeckt man in der Regel nicht, weil man zufällig am Lädchen vorbeiläuft. Es sei denn, man lebt am westlichen Rand von Ottensen. Dort liegt das bezaubernde Café gegenüber des Rathenauparks. „Man denkt, das ist ja völlig ab vom Schuss“, sagt Katrin Kerkhoff, „aber genau das ist gut!“. Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Lara Maria Oppenberg führt sie seit Mai 2014 „Die Eisprinzessinnen“ und ist glücklich mit der Lage jenseits üblicher Hamburger Trendviertel. Hier, wo es nicht an jeder Ecke ein anderes Café gibt, haben sie sich eine treue Kundschaft aufgebaut, die schon am
Eröffnungstag in einer langen Schlange ungeduldig vor ihrem Eisladen stand.

Es hat sich schnell herumgesprochen, wie außerordentlich gut ihr selbstgemachtes Eis schmeckt.

 

„Für ein gutes Eis nimmt man gern extra Wege auf sich“,

sagt Katrin Kerkhoff selbstbewusst.

 

„Sogar Touristen haben von uns gelesen und wollen unser Eis unbedingt probieren.“ Und zu Recht – auf Farb- oder Aromastoffe können die
„Eisprinzessinnen“ gar nicht. Ehrensache, dass hier alle Eissorten aus rein natürlichen Zutaten selbst gemacht werden. Und täglich kommen andere Sorten in die Vitrine: Vanille, Erdbeer oder Schokolade gehen selbstverständlich immer, aber auch Lakritz, Franzbrötchen, Gurke, Traubensorbet oder Rhabarber – insgesamt gibt es immer dreizehn verschiedene Sorten. Wie das Eis hergestellt wird, kann man sich selbst ansehen. Im Keller befindet sich das Eislabor mit großer Glasscheibe. „Da wir natürlich herstellen und erstklassige Produkte verwenden, wollten wir die Produktion auch so transparent wie möglich gestalten“, sagt Lara Maria Oppenberg. Meist tüftelt sie im Labor unter Tage, während Prinzessin Kerkhoff am Tresen steht und die Gäste bedient.

 

Dass die beiden überhaupt zusammen Eis machen, hat sich über Umwege ergeben. Kennengelernt haben sich die heutigen Geschäftspartnerinnen während ihres Architekturstudiums. Über mehrere Jahre arbeiteten sie
anschließend als Architektinnen. Natürlich in Hamburg. „Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir das nicht unser Leben lang machen möchten“, erinnert sich Prinzessin Oppenberg. „Architektur ist toll, aber der Berufsalltag ist anders, als wir es uns vorgestellt hatten. Man hat nicht groß die Möglichkeit, sich kreativ einzubringen. Außerdem musste ich oft Sachen machen, die ich eigentlich gar nicht unterstützen konnte.“ Schnell stand fest, dass sie stattdessen lieber in die Gastronomie wechseln und sich gemeinsam den Traum vom eigenen Laden erfüllen möchten. Freunde brachten sie auf die Idee, und plötz­lich war klar: „Wir machen eine Eisdiele, aber wir setzen
sie nicht klassisch um, mit runden Tischen und Metallstühlen, sondern als Wohlfühlcafé mit schöner Atmosphäre!“ Kaum stand der Entschluss, legten die Freundinnen los: Businessplan, Locationsuche, Eisfachschule, Umbau und Einrichtung des Ladens … Beide Frauen legten bei der Sanierung selbst Hand an und arbeiteten schon vor der Eröffnung enthusiastisch über viele Monate. Dabei ging es danach erst richtig los:

 

„Vom ersten Tag an lief es so gut, dass wir monatelang sieben Tage die Woche durchgearbeitet haben“, erzählt Katrin Kerkhoff.

 

Natürlich war das, trotz Freude über den Erfolg, ziemlich kräftezehrend. Im Winter ihres ersten Jahres legten die „Eisprinzessinnen“ deshalb eine Pause ein, um ihre Batterien aufzuladen. „Aber, wer weiß, vielleicht bleiben
wir schon jetzt ganzjährig geöffnet“, sagt Katrin Kerkhoff, „genügend Ideen für ein leckeres Wintersortiment hätten wir.“ Etwas anderes zu tun, können sich beide heute gar nicht mehr vorstellen – ihr Eisladen, das Glück, das sie
mit dem Eis verbreiten und die Freude der Gäste machen einfach zu viel Spaß. „Wer kommt denn schon schlecht gelaunt in ein Eiscafé?“, fragt Katrin Kerkhoff lachend. „Oder, wenn er schlecht gelaunt reinkommt, bekommt er spätestens drin gute Laune!“

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