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Les Maries

MUSIKER-DUO

Text: Regine Marxen | Fotos: Julia Schwendner

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 58

Das Leben und die Bühne zu teilen, das liegt nicht jedem. Es gibt eine ganze Reihe von Beispielen, die zeigen, dass das mächtig schiefgehen kann. Ike und Tina Turner zum Beispiel. Oder Sonny und Cher. Und Les Maries? „Wir sprechen sehr viel auf der Bühne. Wir schlagen uns nicht. Damit sind wir denen ein ganzes Stück voraus“, sagt Klaus Sieg. Er und Marie-Laure Timmich sind seit 36 Jahren ein Paar. Ihre Band Les Maries gibt es seit rund zehn Jahren. Sie spielen deutsch-französischen Eigensinn. So beschreiben sie selbst ihren Sound, und das fasst das, was sie tun, ziemlich gut zusammen.

Der Kern ihrer Musik sind elegante Melodien, begleitet von deutsch-französischen Texten. Sie klingen mal poppig-heiter, mal melancholisch. Ein Hauch von Nouvelle Chanson schwebt über den Kompositionen. Den letzten Schliff verleiht dem Ganzen ihre Bühnenshow. Denn das Paar zelebriert, was bei anderen Bands nur Backstage geschieht. Sie kabbeln sich auf der Bühne, liefern sich gewitzte Dialoge, ohne aus dem Takt zu geraten. Das macht Spaß, weil es leichtfüßig daherkommt. Eigensinnig eben. Aber wie könnte es bei der Bandbesetzung auch anders sein?

Marie-Laure Timmichs Vater kommt aus Mecklenburg, ihre Mutter aus Marseille. Fantastische Mischung, sagt sie selbst. Geboren wurde sie in Berlin, aber schon bald geht es für die Familie nach Hamburg, wo sie Klaus Sieg kennenlernt. Sie spielen gemeinsam in der Rockband Poison Candy, er ist Gitarrist, sie Sängerin. Klaus ist ein echter Altonaer Jung mit schnittigen Koteletten. Sie werden ein Paar, bekommen ein Kind und dann noch zwei dazu. Für gemeinsame Bandprojekte bleibt zu wenig Zeit. Aber Kinder werden groß, zwei sind schon aus dem Haus. Sie machen Platz für Les Maries. Dieses Projekt ist ihr viertes Kind. Es verbindet sie, fordert sie und schlägt in seiner Entwicklung so manche Kapriole. So ist das nun mal mit Kindern. Es startet als Band mit Schlagzeuger und Bassist, versucht sich auch mal als Duo. Praktisch, weil man weniger Leute in Planungen einbeziehen muss. Unpraktisch, weil man auf der Bühne viel zu tun hat. Les Maries drohten ein wenig an Leichtfüßigkeit zu verlieren. Inzwischen arbeiten sie mit dem Schlagzeuger Jochen Reich zusammen.

Am Bass unterstützte sie unter anderem der 2022 verstorbene David Young, der auch Teil der Band Element of Crime war. Das Kind Nummer vier hat Laufen gelernt und sich zurechtgewachsen. Les Maries hat eine eigene auditive und visuelle Ästhetik entwickelt, die sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Videos widerspiegelt. „Wir brauchen heute nicht mehr rauszugehen“ heißt ihr aktuelles Album, und wer sich das Musikvideo zum titelgebenden Song anschaut, kann sich dessen liebevollem Charme kaum entziehen. Gedreht hat es der Regisseur Christian Hornung, der mit seiner Dokumentation „Manche hatten Krokodile“ den Sparclubs von St. Pauli, vor allem aber den fleißigen Sparern ein filmisches Denkmal gesetzt hat.

So lässig das alles rüberkommt, es steckt eine Menge Arbeit, Zeit und Geld in diesem Projekt. Als Team ergänzen sich Marie-Laure und Klaus sehr gut. Er ist der trockene Skeptiker und Qualitätskontrolleur, während sie die euphorische, vorantreibende Kraft ist. Ganz ohne Reibung geht das nicht vonstatten, aber wie sang schon ihr Kollege, der Hamburger Musiker Bernd Begemann in „Gib mir eine zwölfte Chance“: „Stete Reibung erhöht den Glanz.“ Aber es ist nicht nur die glänzende Zusammenarbeit oder die Disziplin, die Les Maries den entspannten Vibe verleiht. Es ist auch die Tatsache, dass weder Klaus noch Marie-Laure von der Musik leben müssen. Klaus ist Journalist und schreibt für unterschiedliche Magazine und Tageszeitungen, Marie-Laure ist Sprechtrainerin und Gesangspädagogin. „Es ist besser, auf mehreren Beinen zu stehen. Auf mindestens zweien“, sagt sie. Klaus fügt hinzu: „Wir haben weder das Ziel noch die Lust dazu, von Musik zu leben.“ Musik sei eine Leidenschaft, der er sehr intensiv nachgehen würde. „Aber mein Beruf ist etwas anderes.“ Auch den mag er, sehr sogar. Lässt sich das immer so klar miteinander vereinbaren? Nein, nicht immer. „Denn auf dem Level, auf dem wir Musik machen, fließt viel Energie hinein. Es ist ja nicht so, dass wir uns nur montags zum Proben treffen, und das war es. Allein die digitale Arbeit, die du leisten musst, Website pflegen, Videos hochladen und dieser ganze Part, der benötigt Zeit.“ Vom Geld ganz zu schweigen. Wie viele Musiker und Musikerinnen nutzen Les Maries immer wieder die Möglichkeit, sich um Fördergelder zu bewerben, um ihre Musik zu finanzieren.

Aber auch Anträge für Fördermittel schreiben sich nun mal nicht von allein. „Diese Zeit, die du da investierst, kann dir eigentlich keiner bezahlen.“ Wäre es dann nicht leichter, Les Maries als Hobby zu betrachten – und einen Gang herunterzufahren? „Nein, denn es gibt eigentlich nichts Schöneres, als gemeinsam eine Idee zu entwickeln, umzusetzen und zu sehen, sie funktioniert, und zu merken: Die Leute finden es gut“, sagt Marie-Laure. „Das ist sehr besonders.“ Und so ist Les Maries genau das, was es, um es mit Klaus’ Worten zu sagen, sein soll: „Es ist das absolute Herzensprojekt.“

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