DAS GRÖSSTE MAGAZIN DER STADT

Alle Sinne sind angesprochen, Tausende Düfte vereinen sich zu einer Symphonie des Wohlbefindens, das freundliche Lächeln eines Mitarbeiters heißt willkommen, leises Stimmengewirr und ein buntes Patchwork aus hübschen Flakons in den herrlich altmodischen Regalen bis unter die Decke. Das Familienunternehmen feiert in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag, Martin Meister führt die Parfümerie mit seiner Frau Nadja in vierter Generation. Sie ist „die Nase“, kann einen neuen Duft in seine Komponenten zerlegen und vor allem entscheiden, ob er der Hamburger Kundschaft gefallen wird. Fast immer liegt sie richtig, das Paar hat mit Mut und Leidenschaft Marken aus ganz Europa manchmal als Erste, manchmal als Einzige hier nach Eppendorf geholt: einen inzwischen legendären Parfümeur in einer Pariser Seitenstraße entdeckt, sich von den Markisen der Brasserien zur bordeaux­roten Wandfarbe inspirieren lassen, in der Toskana einen Kräutergarten erschnuppert, der nicht nur das Luxushotelrestaurant im Borgo Santo Pietro versorgt, sondern auch die SAP-Serie in eigener Manufaktur produziert.

Als das Geschäft von Urgroßvater Julius gegründet wurde, hieß es „Schwan-Drogerie“, gefragt waren Bohnerwachs, Vaseline als Wundheilsalbe, dann kam Nivea, da zog ein Hauch von Parfümerie ein, Farben und Chemikalien zur Reinigung waren ebenfalls Standard. Meister bot daher früh auch Serviceleistungen rund um die Foto­entwicklung an. Tatsächlich war das Neben­einander von Beauty und Fotografie an einem Verkaufstresen lange Zeit üblich. Martins Vater spezialisierte sich auf Leica-Kameras, hatte den ersten Store in Deutschland. Aus dieser Drogisten-Tradition betreibt Martin zur Parfümerie eben auch noch das Geschäft Meister Camera in der Großen Theaterstraße 35.

Ausgebildet ist Martin als Drogist, er und seine sieben Mitarbeiterinnen wissen genau, was in jeder einzelnen Creme drinsteckt, ellenlange Listen mit Inhaltsstoffen können sie interpretieren, wissen aus Erfahrung, was zu welcher Jahreszeit welchem Hauttyp guttut. Heute, wie übrigens vom ersten Tag 1888 an, werden Bestellungen auch nach Hause geliefert. Aber ganz ehrlich, wenn Sie können, gehen Sie hin – das persönliche Erlebnis ist einfach zu herrlich.