DAS GRÖSSTE MAGAZIN DER STADT

Wenn Marcus Carl ein Brillengestell in die Hand nimmt, hat er immer eine Geschichte dazu parat: Von der One-Man-Show „Ci-Celle“, der Macher designt, färbt das Grundmaterial bunt ein, baut, formt, vertreibt – das ist fast schon Kunsthandwerk. Die unterschiedlichsten Marken aus aller Welt hat Marcus mit seinem Team zusammengestellt, aus den USA, Skandinavien, Japan, Italien. Das Design ist entscheidend, aber auch der Komfort auf der Nase und damit die Güte des Materials.

Die meisten Brillengestelle sind aus Acetat, einem chemisch hergestellten Material natürlichen Ursprungs, es lässt sich erwärmt verformen, so kann das Gestell jedem Träger angepasst werden. Aus Granulat werden farbig gestaltete Blöcke gewonnen, und die müssen lagern, am besten lange, damit sich die Rahmen wirklich gut bearbeiten lassen: fräsen, polieren – man kann es sich so vorstellen wie bei durchgetrocknetem Holz, das kann man auch besser schleifen. In einer guten Brille stecken über 200 Arbeitsschritte, wenn Marcus den unmerklichen Übergang zum Scharnier zeigt, „bei so was geht unser Herz auf“, versteht man den Preis. Nur wenige der gängigen Edelmarken führt er, nur die, die in der Fertigung seinen Ansprüchen genügen. Lieber das Besondere, dafür ist seine Boutique in der Szene bekannt. Marcus hat sie von seinem Vater Martin übernommen, der sich 1965 als Meister in Eppendorf niederließ. Kompetenz und sehr viel Hightech im hinteren Zimmer des Ladens: Die Optiker-Meister und -Meisterinnen prüfen die Augen, machen Kontaktlinsen-Anpassungen, Sonnenbrillen, individuelle Gravuren, persönlich und charmant leisten sie die komplette Versorgung rund ums Auge, haben Spaß an extravaganter Ware. Die Dame, die extra aus Lübeck kommt, um ein neues Modell aufzuprobieren, offensichtlich auch – ist im Glück. Sie hat schon 30 Brillen im Schrank, erzählt sie, aber sie sei nun mal ein echter Brillen-Fan … Nun, warum nicht? Andere kaufen Schuhe.

Tipps, besonders für den Sommer: Cremes, Fette, vor allem Sonnencreme und Meerwasser tun dem Acetat nicht gut, es läuft weißlich an: abends immer kurz mit dem T-Shirt abwischen. Die Gläser nur ab und zu mit Wasser und Spüli reinigen. Mehr nicht, eine Handbewegung!