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Spotlight – Koppel 66

Tita do Rêgo Silva

AUTORIN: SVENJA HIRSCH  

FOTOS: GIOVANNI MAFRICI

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 38

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Weiße Flügeltüren, Koppel 66. Hereinspaziert! Treppenhaus, Kaffeeduft. Kuchen in der Vitrine des Café Koppel. Einer namens „Tita“. „Dabei backe ich gar nicht. Aber ich habe früher hier im Café gearbeitet. So bin ich auch auf das Atelier gekommen.“ Lächelnd steht Tita aus Brasilien in der Tür ihres Ateliers, Erdgeschoss, die Schaufenster voll gehängt mit Drucken ihrer Holzschnitte. Bunt. Warm. Geschichten in Figuren. In der Mitte die Druckmaschine. Rollwagen mit Bildern darin. Fäden an der Wand, über die Tita noch nasse Drucke bis unter die Decke hochziehen kann. Mehr Platz für mehr Kunst!

 

„Ich lebe seit 25 Jahren davon, auch, weil ich immer wieder neue Ideen habe. Meine Wundertüte, das Malbuch oder andere selbstgedruckte Bücher.“ Für ein einziges Buch muss sie oft bis zu 6000-mal ihre Druckmaschine anschmeißen. „Kunst ist schön, macht aber auch viel Arbeit!“, sagt sie. Brasilianische Märchen oder bebilderte Zitate von Stefan Zweig. Großformatig, großartig. Binden lässt sie im Haus, bei Buchbinder Klaus Winterscheid. „Der macht verrückte Sachen und hat sich für mich extra eine spezielle Bindeart einfallen lassen.“ Ihre Figuren sind klar konturiert, typisch brasilianisch? „Ja, dort gibt es zumindest auch viel Holzschnittkunst. Die ist aber meist primitiver und schwarz-weiß gehalten. Mit meinen vielen Farben bin ich in der brasilianischen Kunstwelt einzigartig.“ Studiert hat sie dennoch in Brasilien, Schwerpunkt Holzschnitt. In einer Druckerei gleich nebenan probierte sie einiges aus. Ihre Bilder wirken wie aus einem Kinderbuch, erzählen aber auch ganz erwachsene Geschichten. „Ich bin in Caxias geboren, eine Stadt mit italienischen Einflüssen, etwas verrückt, eine eigene Welt. Aus meinen Erinnerungen daran entstehen die meisten meiner Bilder.“ Ein Stipendium des Goethe-Instituts brachte Tita nach Hamburg. Sie verliebte sich. Auch in die Stadt. „Nach einem Besuch in Brasilien komme ich immer gern zurück. Auch als Künstlerin ist es hier für mich einfacher, meine Arbeit wurde gleich anerkannt, und ich konnte diese direkt verkaufen.“ Sie lebe gleich hier um die Ecke, erzählt Tita. Sie sei gern hier, die Gegend super zum Leben, viele Freunde gleich in der Nähe. Vielleicht auch deshalb ist da dieser Kuchen, der ihren Namen trägt.

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