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Spotlight – Koppel 66

Stefan Fink

AUTORIN: SVENJA HIRSCH  

FOTOS: GIOVANNI MAFRICI

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 38

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Sieben Jahre lautet die Antwort, fragt man Stefan Fink, wie lange die Herstellung seiner einzigartigen Schreibgeräte braucht. „So lange braucht das Holz, um zu trocknen.“ Der Mann kennt sich aus: Schon mit 15 Jahren begann er seine Ausbildung zum Drechsler. „Ich hatte großes Glück, einen großartigen Meister, bei dem ich viel ausprobieren durfte.“ Doch das war nicht genug. „Ich habe etwas für den Kopf gebraucht, bin an die HFBK gegangen, habe dort Industriedesign studiert.“ Eine Zeit arbeitete er für die Industrie, große Namen wie Rosenthal und Rothring.

 

„Ich musste dort zu viele Kompromisse eingehen. Die Fertigungsabteilung will alles möglichst günstig herstellen.

Jetzt arbeite ich nur nach meinem eigenen Qualitätsstandard.“

 

Und der ist hoch! Zu Recht finden seine Schreibgeräte mittlerweile den Weg bis in den Vatikan und in Königshäuser. Maximal 130 Stück fertigt Fink pro Jahr, wurde 2016 zum „Handwerker des Jahres“ gekürt. Hamburg ist sein Pflaster, sein Geburtsort. Wenngleich er zwischenzeitlich in Wien war und gern nach Japan reist. „Dort findet meine Kunst noch eine ganz andere Aufmerksamkeit“, erklärt er. Das Besondere an der Koppel? „Wir sind im Zentrum der Hansestadt und haben mittlerweile einen gewissen Stellenwert, nicht nur im Stadtteil St. Georg. Alle hier müssen von ihren Sachen leben, jeder von einem anderen alten Kulturgut. Die Koppel 66 ist beispielhaft für das Zentrum, in dem gearbeitet und gelebt wird.“ Denn für Fink sind Füller und Co. mehr als bloß Schreibgeräte.

 

„Es geht darum, etwas Dauerhaftes, Bleibendes in die Welt zu entsenden, das Generationen überdauert.

 

Und dabei im Hinterkopf zu haben, dass Rohstoffe wie Holz nicht unerschöpflich sind.“ Inspirieren lässt er sich von der Natur – und der Liebe! Seine Frau, Schuhmacherin Annabelle Stephan, auch Teil der Koppel 66, bekam er mit einem selbstgebauten Himmelbett. Aus solchen und anderen Rückmeldungen auf seine Kunst schöpft er Kraft. Erst kürzlich tippte jemand Fink kurioserweise auf der Trauerfeier eines Freundes auf die Schulter. „Es war einer meiner Kunden, der sagte, er habe mich jeden Tag buchstäblich in den Händen und freue sich darüber. Da habe ich ihn gefragt, ob er das Kompliment auch seiner Frau mache“, sagt Fink und lächelt.

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