Spotlight –
Rund um den Michel
AUTORIN: SIMONE RICKERT
FOTOS: RENÉ SUPPER
Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 43
Frau Vogel heißt eigentlich Petra S. Ptach. Ein kaschubischer Nachname, auf Deutsch bedeutet er Vogel. „Kaschuben kennen die meisten nur aus der ,Blechtrommel‘“, lacht sie. Ihre Vorfahren kamen vor 100 Jahren aus der Nähe von Danzig nach Hamburg. Jakob P. Vogel war das Pseudonym ihres Vater. Als Kind hatte sie einen Kanarienvogel, der hieß Jakob. Also hat sie den Laden Frau Vogel genannt.
Passt auch, weil unsere Lieblingsstücke im Schaufenster seit Jahren die bunten Quietscheenten sind, in zig Varianten lustig verkleidet, als Seemann oder Prinzessin. Man könnte das hier als Souvenirladen bezeichnen, aber eigentlich ist er viel mehr. Hier gibt es nicht nur alles mit „Hamburg“, sondern auch ausgesucht hübsche Originale. Das kommt nicht von ungefähr. Frau Ptach hat ein gutes Auge für Design und ein Händchen fürs Geschäft. Lange hat sie als Etatdirektorin in Werbeagenturen gearbeitet, im Plattenverlag ihres Vaters Künstler betreut und Tourneen organisiert. Ihr Liebstes ist es heute, auf internationalen Messen von Paris bis New York nach neuen Produkten Ausschau zu halten, auch wenn der eine oder andere Trend dort manchmal noch zu früh für den Hamburger Markt auftaucht. Erinnerungen an Hamburg bedeutet bei ihr, dass man nicht einfach etwas kauft, das mit Hamburg zu tun hat, sondern dass man sich mit dem Stück an Hamburg erinnert. Und wenn es eine Sonnenbrille ist.
Ein, zwei verrückte Sachen, die kein Mensch braucht, muss sie immer im Sortiment haben. Hauptsache, die Leute erinnern sich daran. „Wenn ich es schön finde, ist es mir egal, ob das jemand kauft. Und weil ich aus der Werbung komme, verliebe ich mich immer in die Verpackungen. Bei dem Bier hier weiß ich gar nicht, ob es schmeckt, das erzählen mir dann meine Kunden. Kuddel klingt so hamburgisch, das kaufen die Leute auch für ihre Freunde, die so heißen.“ Wir trinken lieber Kaffee in der Sonne, an den kleinen Tischen vor dem Laden. Man kennt sich hier in der Nachbarschaft, die Schokolade zum Kaffee hat ihr heute Morgen jemand aus den Krameramtsstuben gebracht, im Gegenzug für eine Rolle Tesafilm. Dass das hübsche Eckhaus 2007 in ihre Hände kam,
betrachtet nicht nur sie als Glücksfall.