top of page

Spotlight –

Deichstraße

AUTORIN: SIMONE RICKERT   

FOTOS: GIOVANNI MAFRICI

DH1901_Titel RGB.jpg

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 42

» MAGAZIN BESTELLEN

Der gute Duft kommt einem schon entgegen, wenn man das schicke Café am Anfang der Deichstraße betritt. Gerade in dem Moment nicht nach frisch geröstetem, sondern fein und süß nach frisch aufgebrühtem Kaffee. 2015 haben Paula Mendes Alio und Jörn Gorzolla hier ihre Nord Coast Coffee Roastery eröffnet. Sie sitzen im Haus Nummer 9 sicher nicht im charmantesten Gebäude der Straße, aber sobald man durch die Tür geht, ist die praktische Neubau-Fassade vergessen – und immerhin durften sie hier ihren Röster installieren: Das Herzstück des Cafés steht gleich am Eingang und wird fast jeden Tag von Jörn angeschmissen, um den Bedarf der eigenen Cafés – hier und in der neuen Dependance in der Isestraße 74 – zu decken und ein paar externe Kunden zu beliefern. 


Fußboden aus geschliffenem Beton, Tresen aus hellem Holz, viel Kupfer. In der oberen Etage stehen Bücherregale an den Wänden, gemütliche Sessel, einladend – und den Trend getroffen. „Bisschen rustikal, aber eine leichte Feinheit sollte es haben“, beide sind glücklich mit dem Stil. Schauspieler kommen gern, Instagrammer und Influencer. „Blogger, die erst ein Foto schießen und dann essen“, bemerkt Paula lachend. „Wir richten das Essen ein bisschen schön an, mit essbaren Blümchen, das zieht das relativ junge Publikum an, das auch auf die Optik achtet.“ Die Instagrammer haben den Laden immerhin entdeckt und bekannt gemacht, bemerkenswert, dafür dass er abseits der Routen des Szene-Publikums liegt. Dadurch finden auch viele Touristen den Weg hierher, vor allem Dänen und Schweden. Am Wochenende 
stehen die Leute bis auf die Straße Schlange. 


Paula ist in Brasilien aufgewachsen. Ihre Großeltern haben im Hinterhof Kaffee für die Familie angebaut und geröstet. Als sie nach Hamburg in die Speicherstadt kam und als Aushilfe in einer Rösterei dort angefangen hat, war der Geruch sofort familiär: „Das hat mir ein Zuhause-Gefühl gegeben.“ Damals hat sich das Paar kennengelernt. Jörn war dort Röster, hat sich das Handwerk quasi selbst beigebracht. Es ist nicht leicht, gut zu rösten. Man braucht Zeit, dem Kaffee eine unverwechselbare Note zu geben. Irgendwann wollte er das für sein eigenes Café machen und selbst etwas aufbauen. Seit gut drei Jahren tun die beiden inzwischen genau das, so wie sie es für immer machen wollen.

bottom of page