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Hafenkran Hamburg by Floatel
SPOTLIGHT SANDTORHAFEN
Text: Andrea Hacke | Fotos: Julia Schwendner
Diesen Artikel finden Sie in Ausgabe 69
Die Deckenlampe voRm Bett Schwingt leicht nach rechts und links, wir liegen in einem extrem bequemen King-Size-Bett und werden im Kran sanft in den Schlaf geschaukelt. Über uns ein Spiegel, der sich auf Knopfdruck in einen Fernseher verwandeln könnte, aber wer will da schon hinsehen, wenn vor einem die angestrahlte Elbphilharmonie liegt? Um einen herum ist es komplett ruhig, nachts verirrt sich kein Spaziergänger hierher und kein Feiervolk. Was Gäste hören, sind typische Hafengeräusche: ein Ächzen irgendwo, Wassergeplätscher, ein Klirren vom Nachbarschiff, vielleicht eine verirrte Möwe, ansonsten das Gefühl von „angelegt im Nichts“.
Das Zuhause auf Zeit besteht aus zwei Stockwerken, der ganz obere Teil wurde für das Schlafreich zusätzlich draufgesetzt, als Tim Wittenbecher und sein Partner Marc Nagel beschlossen, diesen schrottreifen Kran zu retten und unter Beibehaltung möglichst vieler historischer Elemente in das kleinste Hotel Hamburgs zu verwandeln – mit Harrys Hafenbasar als Museum im Bauch des Krans. Seit 2018 liegt der Kahn im Sandtorhafen und steht seitdem kaum eine Nacht leer, auch wenn der Preis kein Schnapper ist.
Hier buchen sich meist Paare ein, um Jahrestage zu feiern, Geburtstage oder aber, wenn der Heiratsantrag in bestem Ambiente stattfinden soll. Im ersten Stock können Sie auf dem „Balkon“ Platz nehmen, drinnen wartet eine Küchenzeile, die Dusche mit Kamin, eine Toilette (auch mit Elphi-Blick), eine Couch und ein Hochtisch mit Stühlen, um dort das Frühstück zu genießen. Ein voller Korb, von Müsli über Orangensaft, Eier, Marmeladen, Brötchen und Belag, gebracht von der netten Hausdame Gosia.
Während man morgens dort sitzt, erwacht der Hafen: Jogger kommen vorbei, bei der zweiten Runde mit Brötchen unterm Arm, später erste Touristengruppen, die gern vorm Kran stoppen und Fotos machen. Ähnlich wie das Coldplay-Konzert vor Kurzem eignet sich der Ort also weniger für eine heimliche Liebelei. In der Küche steht eine Kaffeemaschine bereit, dazu gibt es auch kostenlos Hafencity Gin, um sich hier als Sundowner einen Gin Tonic zu mixen. Es ist allerdings ratsam, es mit dem Alkohol nicht zu übertreiben, denn die Treppe Richtung Bett ist steil. Wer hier wieder auscheckt, tut es mit Wehmut und überlegt noch Tage danach, ob ein Hausboot nicht doch eine gute Wohnalternative wäre.







