DAS GRÖSSTE MAGAZIN DER STADT

„mit dem Schiff, das ist Liebe!“, sagt Herta Kornetzky. Sie müsste es gar nicht betonen, man sieht es ihr an, sobald sie über die „Schaarhörn“ redet – 1908 vom Stapel gelassen, hatte der Hamburger Senat das Ziel, in dem Dampfschiff Staatsgäste wie Kaiser Wilhelm II. imposant durch den Hafen zu fahren. Damals, voll elektrifiziert, ein Wunder der Technik. Heute ist die „Schaarhörn“ ein seltenes Denkmal, ein weißes Schmuckstück aus Stahl mit glänzenden Messingelementen, gelbem Schornstein, Maschinentelegrafen und einem Jugendstil-Salon mit gläserner Decke, in dem man sich während des Ersten Weltkriegs zu wichtigen Besprechungen traf.

Dann folgten bittere Zeiten: Verkauft nach Schottland, wurde die Schaarhörn ausgeraubt, später in England verkam sie zum Wrack. Bis 1990 Altonaer Kaufleute den Dampfer zurück nach Hause brachten. Originalmaschine und -kessel funktionierten noch, aber es dauerte fünf Jahre, die Schäden zu restaurieren. Aktuell sieht die „Schaarhörn“, im Besitz der Stiftung Hamburg Maritim, wieder aus wie neu.

Dank des Vereins „Freunde des Dampfschiffs Schaarhörn e.V.“, seit 1992 im Einsatz: 120 zahlende Gönner, 80 aktive Mitglieder, die abwechselnd jeden Mittwoch an Bord gehen, Rost klopfen, Messing polieren, malen, die Maschine schmieren. Mittendrin: Herta, Kapitänstochter, Funkoffizierin, heute Bordfee für die Gäste auf allen Traditionsfahrten von Mai bis Oktober. Ihr Mann Arnold schippt dann unter Deck Kohlen, damit das gute Stück vom Bremer Kai bis Wedel gleitet.

Im Winter liegt das Schiff vertäut am Sandtorhafen, dann darf sonntags ab 11 Uhr jeder zur Besichtigung an Bord. Herta und die ganze Crew organisieren auch schauspielerisch begleitete Ringelnatz-Lesungen mit 3-Gänge-Menü. Dichter Joachim Ringel­natz wurde 1917 im Salon zum Leutnant befördert, später schrieb er über seine Zeit auf der „Schaarhörn“ und das Gezeche unterm Glasdach: Tun wir es den Vorfahren nach: Feiern wir mit einer Prise Kaiser-Glanz! Termine auf: stiftung-hamburg-maritim.de