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Hotel am Museum

SPOTLIGHT ROTHERBAUM

Text: Simone Rickert | Fotos: Giovanni Mafrici

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 51

Der Geheimtipp unter den vielen feinen kleinen Hotels im Viertel nennt sich bescheiden Bed & Breakfast. Bett unter Stuckdecken vor zimmerhohem Kachelofen, Möbel der Großeltern liebevoll integriert, dazu ausgedehntes Frühstück mit den anderen Gästen am langen Tisch. Das Nur-sechs-Zimmer-Hotel wird mit viel Liebe und englischer Inspiration geführt von Sebastian Stein und Meikel Böttcher.

Vor eineinhalb Jahren haben die beiden Jungs hier übernommen, den Namen hat das Hotel schon über 20 Jahre, sie sind als Betreiber schon die „dritte Generation“. Werbung musste hier noch keiner machen, die Gäste kamen immer – und immer wieder. Die gute Adresse nahe der Uni wird einfach weiterempfohlen – die persönliche Atmosphäre hier zählt. Sebastian hat sich in kürzester Zeit einen Ruf für seine Eierspeisen in allen erdenklichen Variationen erworben. Die Gäste quatschen, vor dem mächtigen Gasherd sind schon Freundschaften und Geschäftspartnerschaften entstanden. Am Wochenende ist es schnell mal 13 Uhr, bevor man sich aufmacht, zu Fuß in die City oder bummeln im Viertel, rüber ins Museum der kürzeste Katzensprung. Als kleiner Junge ist Sebastian mit seinen Eltern oft durch Südengland von einem B&B zum nächsten getingelt, später hat er in Luxushotels gearbeitet und bei einer englischen Nobel-Kreuzfahrtreederei. Sein Partner Meikel, im Hauptberuf Krankenpfleger, hilft mit, damit der gemeinsame Traum läuft. Sie wissen, was den Gästen gefällt – liebe Gesten wie ein Blumenstrauß für die Frau, die einen schlechten Tag gehabt hat, oder ein gut gefülltes Weinregal in der Küche.

Und im Hof hinten raus der Garten, eine überraschende Oase in der Stadt. Grün, still, Fledermäuse in der Dämmerung, kleines Gewächshaus für die Gurken und Tomaten zum Frühstück. Am liebsten würden die beiden hier noch Hühner halten, aber dann würden ihnen die Nachbarn, vermuten sie, aufs Dach steigen. Kommt schon mal vor, dass Gäste an einem lauen Sommerabend schlichtweg versacken – da haben die Restaurants und Bars rundum dann keine Chance mehr. Eine Flasche Wein aus dem Kühlschrank nehmen, Füße hoch, Feierabend.

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