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Spotlight – Pöseldorf

Anna Sgroi

AUTORIN: SVENJA HIRSCH  

FOTOS: GIOVANNI MAFRICI

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 39

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Eine Autodidaktin. Gelernt hat sie ursprünglich Friseurin. Doch ein Besuch in Hamburg sollte für Anna Sgroi alles verändern: Mit Anfang 20 kommt sie in die Hansestadt, geplant sind nur ein paar Wochen, Freunde besuchen. Doch sie bleibt, jobbt in der Gastronomie und bekommt schließlich über Kontakte die alles entscheidende Anfrage: „Ich lernte einen Gastronomen kennen, akuter Personalmangel, er bot mir die Leitung seiner Küche an. Ich sagte ihm, ich könne gar nicht kochen, darauf erwiderte er:

 

,Italienerin? Die können immer kochen!‘“

 

Und Anna kochte! Bis rauf auf Sterne-Niveau. Erst im Lehmweg, „Anna e Sebastiano“, dann im Restaurant „Sgroi“ in der Langen Reihe. Der Erfolg ist verbunden mit Druck. Ein Stern – und nicht das Gefühl, dass dieser ihr besondere Vorteile bringen würde. Anna verlässt St. Georg, um noch konsequenter endlich auch sehr rustikale Speisen auf die Karte zu setzen. Und das in Pöseldorf! Jetzt ist sie seit fünf Jahren hier, kocht im prestigeträchtigen Haus, einem typischen Brinkama. 1959 kaufte der Antiquitätenhändler hier die alte Wagenremise, Milchstraße 11, und das ein oder andere Haus dazu. Darunter die erste Kneipe, „Pöseldorfer Bierstuben“. Das Haus, in dem Anna jetzt ihr Restaurant hat. Die Sprossenfenster, alte Bodenkacheln, der Schwedische Ofen aus den 60er-Jahren. Nicht bloß urig, ein Hauch von Historie weht einem hier bei jedem Bissen um die Nase. Anna ist angekommen:

 

„Das ist es, was ich immer machen wollte:
einfach und gut kochen.“

 

Und das ganz ohne auf einen Stern achten zu müssen. Eine Menü-Karte gibt es, dazu die Trattoria-Karte mit einfachen Speisen, in denen viel Herz und gute Produkte stecken. Oft gekauft auf Märkten, saisonal angepasst, mal mit norddeutschem Einschlag. Wie zum Beispiel Grünkohl oder Matjes vom Fischhändler, zubereitet als kleine süß-saure Amuse-Gueules. Durch dieses Konzept kommen wieder viele junge Leute zu ihr, auch von der nahen Musikhochschule. „Viele dachten durch meinen Stern und das Ambiente, es sei bei mir sehr teuer. Das schreckte viele Gäste ab. Heute biete ich ein weiteres Spektrum als früher: Jeder kann bestellen, worauf er Lust hat, eine Kleinigkeit oder auch ein 5-Gänge-Menü. Ich koche hier die Art italienische Küche, wie ich sie als Italienerin im Blut habe.“

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