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Prof. Dr. Henning Vöpel

DIRKETOR DES HWWI

Text: Regine Marxen | Fotos: Jan Northoff

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 63

Was kann Hamburg? Mehr, sagt Henning Vöpel. Er hat es sogar schwarz auf weiß. Der ehemalige Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) ist einer der Initiatoren des Hamburg Konvents, neben Nikolas Hill, Staatsrat a.D. der Behörde für Justiz und Gleichstellung, und Michael Göring, bis 2021 Vorstandsvorsitzender der „Zeit“-Stiftung Bucerius. Zwei Jahre lang hatte die Initiative zum Diskurs rund um die Zukunft der Hansestadt eingeladen. Das Ergebnis wurde Ende 2022 in Form von drei Thesen präsentiert. Hamburg müsse in Köpfe statt in Container investieren und eine Art Boston an der Elbe werden.

Die Chancen der Internationalität müssten viel besser genutzt und die Verwaltungsgrenzen der Metropolregion überwunden werden. 2024 stehen die Thesen des Konvents immer noch im Raum. Sie sind ein dicker Brocken. Gerade, wenn es um den Hafen geht, scheiden sich in Hamburg die Geister. Für die einen ist und bleibt er das wirtschaftliche Herz der Stadt. Für die anderen liegen die wirtschaftlichen Potenziale ganz woanders – und der Hafen ist nur ein Baustein in einer umfassenden Strategie mit Schwerpunkt Wissenschaft und Digitalisierung. Prof. Dr. Henning Vöpel ist heute Direktor des Centrums für Europäische Politik und viel in der Welt unterwegs. In Brüssel, Paris und Rom, beim Weltwirtschaftsforum in Davos oder bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Doch sein Inte­resse an der Stadt und ihrer Entwicklung ist ungebrochen, denn sie ist sein Heimathafen. „Ich finde Hamburg sehr schön. Aber es lässt eine Lücke“, sagt er. „Hamburg erzählt sehr konventionelle Geschichten. Von der Mentalität der Kaufleute geprägt, ist der Diskurs in Bezug auf Politik oder Intellektualität eher ruhig. Aus meiner Sicht könnte die Stadt interessanter sein und mehr Reibung vertragen.“

Hamburg kann besser werden. Davon ist Vöpel überzeugt. Aber es fehlt das Selbstverständnis einer Metropole – und der Wille, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Es fehlt an innovativen Ideen. Die entstehen nicht im luftleeren Raum. Dafür braucht es einen offenen Diskurs, Denkräume und öffentliche Orte, an denen Menschen ins Gespräch kommen und sich austauschen können. Der 2019/2020 gegründete Digital Campus Hammerbrooklyn in Hammerbrook soll ein solcher Ort sein. Henning Vöpel hat ihn mitbegründet. Der Name verbindet die alte und die neue Welt, Hamburg und New York. Teile des Gebäudes wurden aus recycelten Materialien des amerikanischen Pavillons der Expo 2015 in Mailand errichtet. Der Bodenbelag besteht aus Holz der Coney-Island-Promenade in New York, die durch den Hurrikan Sandy teilweise zerstört wurde. Aufbruch, Zeitenwende, große Erwartungen begleiteten dieses Projekt. Vöpel selbst ist heute nicht mehr aktiv dabei. Doch der Campus ist ein gutes Beispiel für seine Art, der Welt zu begegnen. Er will Verbindungen schaffen, Innovationen fördern, Handlungsmuster durchbrechen – gepaart mit einem hohen Anspruch an Stil und Design. Das wahre Kapital liegt nicht auf der Bank, es ist in den Köpfen der Menschen.

Henning Vöpel liebt das intellektuelle Experiment. Vielleicht liegt das auch daran, dass er eigentlich ein Dorfkind ist. Er wuchs auf dem Land im Herzogtum Lauenburg auf. Schön, aber eng. „Die Resonanz auf die eigenen Fragen ist in der Stadt dann doch größer.“ Hamburg als nächste Großstadt war ein logischer Schritt. Also studierte er hier Volkswirtschaftslehre, promovierte in Ökonomie, gründete eine Familie, zog nach Harvestehude. Am HWWI machte er Karriere, an der BSP Business & Law School lehrt er noch heute. Er ist ein international anerkannter Experte, ein Meister seines Fachs, weil es ihn schon immer begeistert hat.

„Ökonomie ist die Wissenschaft von der Knappheit, denn unsere Ressourcen sind immer begrenzt. Die Kunst besteht darin, dies in Strategien und Lösungen für Unternehmen, aber letztlich auch für Politik und Gesellschaft umzusetzen. Letztlich geht es – auch in einem kulturellen Sinn – um Fragen der Wohlfahrt, des Fortschritts und der Gerechtigkeit.“

Ein Zahlenmensch, der auch das Humankapital in seine Gleichungen einrechnet. Gerade deshalb liebt er den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Disziplinen. Zum Beispiel im Podcast „Stunde null – digitale Zeitenwende“ mit Oliver Rößling und Wilbert Hirsch. Bei einem Gläschen Wein ordnen die drei Freunde technologische und gesellschaftliche Entwicklungen ein. Das ist charmant und für den Vordenker Vöpel eine entspannte, intellektuelle Spielwiese. Das kann nicht schaden, denn auch ihn holt die Realität ab und zu ein. Dann würde er gern mehr verändern, als es manchmal möglich ist. International, national, in Hamburg. Sein Rezept: Zuversicht. „Es ist eine moralische Pflicht des Menschen, optimistisch zu bleiben. Nur wer optimistisch ist, hat die Hoffnung, dass die Zukunft besser sein kann als die Gegenwart.“

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