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Hadi Teherani

ARCHITEKT

Star-Architekt Hadi Teherani prägt mit seinen ikonischen Bauwerken maßgeblich Hamburgs Stadtbild. Erst kürzlich stellte er das Deutschlandhaus am Gänsemarkt fertig und gab zu Beginn des Jahres in seiner Biografie erstmals tiefere Einblicke in sein Leben.

Text: Marco Arellano Gomes | Fotos: Anatol Kotte

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SEINE GEBÄUDE PRÄGEN das Stadtbild – ob das gerade fertiggestellte Deutschlandhaus, das Dockland, die Tanzenden Türme, die Europa Passage oder der Berliner Bogen. Hadi Teherani, 70, hat mit seinem
architektonischen Stil – viel Glas, Stahl und Beton – Hamburg in die Moderne katapultiert. Seine Gebäude strahlen Offenheit und Transparenz aus und spiegeln das Selbstbild der Hansestadt wider.
Sein Bürogebäude am Elbberg 1 ist ebenfalls von ihm entworfen. Auf mehreren Etagen arbeiten dort rund 60 bis 70 Architekten, Designer und Ingenieure an der Zukunft – mit traumhaftem Blick auf die Elbe.
Die Räumlichkeiten sind von einer erhabenen Schlichtheit. Alles wirkt minimalistisch, wohlgeformt und harmonisch – so wie es Teheranis ganzheitlichem, vom Bauhaus inspiriertem Ansatz entspricht. Die oberste Etage, in der Teherani sein Büro hat, spitzt sich nach oben hin zu. Die Wand auf der einen Seite ist aus Beton, auf der anderen Seite befindet sich eine weite Fensterfront. Heruntergefahrene Rollos verhindern, dass die Sonne den Raum in einen Glutkasten verwandelt.

Im Konferenzraum steht ein weißer Tisch, umrandet von acht futuristischen Stühlen. Es erinnert ein wenig an die Kulisse eines James-Bond-Films – und tatsächlich kamen die Stühle bereits in einem solchen vor. Teherani ist typisch hanseatisch gekleidet: blaues Sakko, weißes Hemd, graue Hose, Einstecktuch, Sonnenbrille, goldene Armbanduhr, weiße Sneaker. „Design fängt bei einem selbst an“, ist er überzeugt.
Am 2. Februar 1954 kommt Hadi Teherani in Teheran als Sohn eines Elektrikers und einer Näherin auf die Welt. 1960 wandern sie nach Hamburg aus. Die Sprache beherrscht der Sechsjährige noch nicht, zu Hause kann ihm keiner helfen, und so fällt er in der Schule zurück.

Das Abitur schafft er „mit Ach und Krach“, eröffnet einen Laden, „wie Perser das damals so machten“. Er will Kunden gewinnen, für Mode, findet aber keinen großen Gefallen daran und beschließt zu studieren. Der Blick in sein Schulzeugnis offenbart nur eine einzige sehr gute Note: in Kunst. Schon als Kind fertigt er Zeichnungen von Tieren und hübschen Mädchen an sowie Karikaturen seiner Lehrer. Er bewirbt sich parallel für ein Grafikstudium in Hamburg und ein Architekturstudium an der TU Braunschweig, erhält zwei Zusagen und lässt eine 50-Pfennig-Münze entscheiden. Das Architekturstudium (1977 bis 1984) in Braunschweig entpuppt sich als Volltreffer: „Als wir Häuser konzeptionell entwerfen mussten, merkte ich, dass es nur so aus mir selbst heraussprudelte. Diese Leidenschaft, etwas neu zu erschaffen, hat mich gepackt und nie mehr losgelassen“, erzählt er.
Nach seinem Abschluss geht er nach Köln, arbeitet mit dem Architekten Prof. Joachim Schürmann, einem Bauhaus-Schüler. Nach drei Jahren macht sich Teherani selbstständig und gründet 1991 „BRT Architekten“ in Hamburg. Er startet durch, entwirft unzählige Bauten, weltweit. 2010 bis 2012 folgt die erste Krise. Seine Partner steigen aus, seine Ehe geht zu Bruch, doch Teherani gibt nicht auf. Unter dem Namen „Hadi Teherani Group“ macht er weiter, kämpft sich zurück.

Teherani war immer auch Designer – eine logische Folge seines ganzheitlichen Denkens. Er glaubt an die Kraft, die durch die Verbindung von Architektur, Innenausstattung und Produktdesign entsteht. Entsprechend ist sein Unternehmen auf diese drei Bereiche spezialisiert. ­Teheranis Gestaltung ist minimalistisch, dynamisch, ausdrucksstark. „Gute Architektur beantwortet grundlegende Fragen zukunftssicher“, sagt er. „Jedes Projekt steht in einem Kontext. Wenn man gelernt hat, genau hinzusehen, offenbart sich schon auf dem Grundstück, was zu tun ist.“ Seine Architektur steht für Offenheit: „Ich bin in einer Gesellschaft aufgewachsen, die offen, transparent und demokratisch ist. Das wollte ich in meinen Entwürfen widerspiegeln.“

In seiner Anfang 2024 veröffentlichten Biografie „Hadi Teherani – Architekt und Designer“ reflektiert er seinen 70-jährigen Werdegang bis zum aktuellen Projekt, dem Deutschlandhaus am Gänsemarkt. Pünktlich fertiggestellt und in zweierlei Hinsicht ungewöhnlich: Zum einen ähnelt es äußerlich stark den Gebäuden, die dort zuvor standen.

Zum anderen nutzte Teherani einen Baustoff, den er sonst so gut wie nie verwendet hat: Backstein. Die Form, erklärt er, habe sich auch hier aus dem Grundstück ergeben. Und mal ehrlich: „Wer hätte es an diesem zentralen Standort schön gefunden, wenn sich alle anderen Gebäude in diesem Neubau gespiegelt hätten?“ Deshalb also Backstein – aber à la ­Teherani: „hochkant, statt quer – und mit Abstufungen, um das Gebäude­volumen optisch zu mindern.“

Für sein nächstes Projekt müsste er untertauchen: Gern würde er eine Station für die neue U5 entwerfen, immerhin sei der von ihm entworfene Fernbahnhof Frankfurter Flughafen „einer der schönsten und technisch futuristischsten Bahnhöfe Deutschlands“. Teherani sucht stets die nächste Herausforderung, denn Hamburg sei nicht fertig. „Alle, die das denken, machen einen Fehler. Hamburg muss neue Ideen für seine Zukunft entwickeln“, sagt er. Aus diesem Grund umgibt er sich mit jungen Menschen. „Als Kreativer muss man offen bleiben, mal mit jungen Menschen tanzen gehen, mal mit 70-Jährigen über politische Themen diskutieren. Ein solcher Spagat macht kreativ.“

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 65

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