Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 33
Chicago ist die breitschultrigste Stadt Amerikas, von der es heißt, sie leide darunter, die Nummer zwei oder drei zu sein, hinter New York und L. A. Das ist Blödsinn. Chicago ist Chicago, und jeder Vergleich verbietet sich. Es ist die Stadt der Kontraste, der Arbeiter und der Architekten, die Stadt des Blues und der Chicago Bulls. Es ist die Stadt Barack Obamas, dessen Karriere in der Southside begann, aber auch die Stadt von Al Capone. Die Stadt der Künste, der Theater und Museen, die Stadt der Schlachthöfe und der Industriebrachen. Chicago ist ein Versprechen und kann ein Arschtritt sein, wenn man nicht aufpasst.
Sie ist eine Schönheit, deren Skyline, vor allem vom See aus betrachtet, eine der imposantesten überhaupt ist. Es ist ebenso eine Stadt der geplatzten Träume, der trotzigen Melancholie, besungen im Blues. Alle amerikanischen Großstädte sind widersprüchlich, doch Chicago (8,7 Millionen Einwohner leben im Großraum) setzt noch einen drauf. Vom Glitzer und den Schaufenstern der North Michigan Avenue, der „Magnificent Mile“, sind es nur wenige Meilen in Straßenzüge, in denen die Fenster mit Sperrholz vernagelt sind und Kinder mit Patronenhülsen spielen. Im Sommer kann einen die Hitze in Kombination mit der Schwüle des Sees fertig machen, im Winter, wenn die
Blizzards aus Norden über den See herüberziehen, gleicht Chicago manchmal einem riesigen Tiefkühlfach. Und dann ist da noch dieser Wind, der ihr den Beinamen „Windy City“ einbrachte. Ein Klima gepflegter Langeweile gibt es hier nie, und dies bezieht sich so ziemlich auf alle Lebensbereiche.
Die Stadt steht im Ruf, rau zu sein, direkt, schroff, aber auch ehrlich. Der Fernsehsender NBC gestaltet aktuell beinahe sein komplettes Abendprogramm mit gleich vier erfolgreichen Serien, die in der Stadt spielen und für große Quoten sorgen: die Cops des „Chicago P. D.“, die Feuerwehrleute in „Chicago Fire“, die Ärzte in „Chicago Med“ und die Staatsanwälte in „Chicago Justice“. Amerika sieht gern zu. Chicago ist ein Spiegel der amerikanischen Seele. Die komplette Reportage lesen Sie in unserer Ausgabe Winter 2016.