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Moritz Fürste

 

 

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AUTOR: MICHAEL TRAUTMANN 

FOTO: THJNK

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 33

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Hamburg, Herbst 2006: Moritz Fürste, alle Welt nennt ihn Mo, soll zum Vorstellungsgespräch kommen. Er ist 21 Jahre alt. Wochen vorher war Deutschland zum zweiten Mal Weltmeister im Feldhockey geworden, für Mo, damals erst am Anfang einer gigantischen Sportlerkarriere, war es der erste große Titel. Wir kannten uns bis dahin nicht. Ich war hingefahren als Fan, ich begeistere mich für Hockey, spiele selbst und habe das von der großen Öffentlichkeit wenig beachtete Sommermärchen, das sich, anders als im Fußball, erfüllt hatte, live vor Ort in Mönchengladbach miterlebt.


Mo war mir in dem Team gleich aufgefallen. Groß, fokussiert und mit einer für einen jungen Kerl von Anfang 20 erstaunlich selbstbewussten Aura. Ich wusste sofort, dass ich diesen jungen Hamburger für meine Werbeagentur an der Elbe gewinnen wollte. Und dann kam er. Um zu bleiben. Neulich sagte er mir: „Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben einen Anzug an und kam mir so unglaublich deplatziert vor.“


Seitdem sind zehn Jahre vergangen. Mo, sicher der prägende Spieler des Jahrzehnts, ist nach den Olympischen Spielen in Rio gerade zurück-getreten. Als Kapitän hatte er die Deutschen dort noch zur Bronze-medaille geführt. Er ist weltweit einer der herausragenden Stars dieser schnellen, ungemein dynamischen Sportart gewesen, immer respektiert, beliebt und bewundert ob seiner Sportsmanship bei Fans und Gegnern.

 

„Hard work and no bloody short cuts“, sagt er selbst.

 

Aber da ist mehr, da ist seine enorm tiefe Verwurzelung in Hamburg, wo Familie, Freunde und der UHC, sein Heimatclub am Alsterlauf, ihm, der nahezu dauernd auf Reisen, Meisterschaften und Lehrgängen gewesen ist, ein sicheres, bombenfestes Fundament für jeden Erfolg, aber auch schwere Rückschläge, gegossen haben.
„Hamburg ist die Stadt. Nirgends fühle ich mich wohler. Egal ob ich mit dem Flugzeug, der Bahn oder mit dem Auto unterwegs bin, egal, woher ich komme, ich spüre dieses Kribbeln, wenn ich zurück nach Hamburg komme.“ Er beginnt ein Duales Studium bei der HSBA und bei kempertrautmann, meiner 2004 von mir mitgegründeten Agentur.
So hoch die Eigenmotivation von Mo im Sport, so hilfreich waren ihm feste Strukturen: „Ich brauchte diesen morgendlichen Arschtritt, den ich in der Agentur bekam.“ Den Rückhalt, den er aus dieser Konstellation für sich und seinen Sport erfahren hat, macht er heute mitverantwortlich für seinen Weg, unterstützt junge Mannschaftskameraden bei Ihrem Weg in den Beruf. Und tritt auch mal selbst in den Arsch. Niederlagen gehören für Mo zum Sport und zum Leben dazu. Die letztendlich nicht erfolgreiche Hamburger Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024, deren sportliches Gesicht er war, war ein Rückschlag. Sein großes Engagement beim Rettungsversuch des Eishockeyteams der Hamburg Freezers führt nicht zum Erfolg. Aber Mo steht wieder auf, tritt wieder an und hat eine Mission: Obwohl bekennender Fußballfan, möchte er helfen, die Bedeutung der „kleineren“ Sportarten zu erhöhen.

 

„Wir haben in Deutschland eine Monosportkultur,
die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt.“


Die Ausbildungsagentur kempertrautmann gibt es nicht mehr, wir heißen jetzt thjnk. Aber Mo, inzwischen mit einem Master in Wirtschaftspsychologie in der Tasche, bringt als Direktor Sportmarketing sein großes, internationales Netzwerk ein, um das nahezu alle mitreißende Thema Sport facettenreicher als bisher in das Marketing unserer Kunden zu integrieren. Und seine Begeisterungs- und Leistungsfähigkeit, verbunden mit der Führungserfahrung aus über zehn Jahren Leistungssport auf Weltniveau, bringt er in seine alte und doch neue Umgebung, auch abseits von seinen Kernthemen, ein. Was damit auf uns zukommt? Eine erste Erfahrung habe ich bereits gemacht. Sechs Monate nach seinem Einstieg konfrontierte Mo mich damit, dass die Agentur zu wenig konflikt- und kritikfähig sei. Seine Analogien aus dem Sport haben mich und meine Partner überzeugt. Jetzt sehen wir es noch sportlicher als ohnehin schon. Und freuen uns wie Bolle, dass dieser Typ nun Vollzeit für uns arbeitet.

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