Spotlight –
Kaiserkai
Text: Simone Rickert
Fotos: Giovanni Mafrici
Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 45
Hamburg ist Europas Hauptstadt des Tees: 70 Prozent der Importe laufen durch unseren Hafen. Was in unseren Tassen landet, hat wiederum zum Großteil die Ostfriesische Tee Gesellschaft verarbeitet. Hier am Kaiserkai, unweit der Speicherstadt, befindet sich die Tee-Erlebniswelt des Familienunternehmens, die fünfte Generation steigt gerade ein. Auf 600 Qua-dratmetern wird die Welt des Tees zelebriert. In Ruhe, mit feiner Musik unterlegt – eine Wohltat: Im Teesalon begrüßt Manager Peter Nimpsch und fragt, wie wir’s denn gern hätten: schwarz, grün, kräftig? Wir lassen uns überraschen, und er serviert kupferfarbenen, nach Haselnuss duftenden Schwarztee aus Ruanda. Man lernt schnell: Das Beste kommt nicht nur aus China.
Auch wenn die Pflanze dort vor 5000 Jahren kultiviert und vor 200 Jahren in alle Welt getragen wurde. Die Geschichte des Anbaus in allen adäquaten Klimazonen wird in einer kleinen Museumsgalerie präsentiert. Wo wurde eigentlich der Teebeutel erfunden? In New York, 1908 ist dort eine kleine Probe im Seidentuch eingebunden worden. Praktisch und im Hause Meßmer seitdem nicht mit Qualitätsverlust verbunden. Peter räumt mit Vorurteilen auf: „Der Tee im Beutel wird in der gleichen Nacht gepflückt, von derselben Pflanze wie der hochgeschätzte lose Tee.“ Nur in der Zubereitung liegt der Unterschied: Das fein gemahlene Blatt hat eine kürzere Ziehzeit. Und um eine immer gleichbleibende Qualität der Meßmer-Klassik-Mischung zu bieten, wird gearbeitet wie auf einem Weingut – es entsteht eine Art Cuvée, der Klassik-Blend, dessen geheimes Rezept auch im Hause nur vier Menschen kennen. Das Wissen um die Zubereitung wird weitergegeben: Beim Tea-Tasting hat man 35 Sorten nebeneinander, um seinen absoluten Favoriten zu finden. Die englische Teekultur wird nach wie vor hochgeschätzt: „Aber eigentlich sind die Briten keine großen Tee-Gourmets. Da hängt der Beutel den ganzen Tag lang in der Tasse, natürlich alles ganz royal.“ Trotzdem möchten wir das Menü „Queen’s Delight“ nicht auf der umfangreichen Karte der Tee-Lounge missen, mit Champagner und aufgegossener, gesüßter Hibiskusblüte. Was man bei der Tee-Zubereitung richtig oder falsch machen kann? Falsch eigentlich nur eins: „Zu wenig Tee nehmen.“