
Für den Vollbildmodus bitte auf ein Bild klicken
Blankeneser Kino
SPOTLIGHT BLANKENESE
Text: Simone Rickert | Fotos: René Supper
Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 65
Kino ist nicht einfach nur einen Film gucken. Es ist ein Erlebnis. Man verlässt das Haus dafür, begibt sich in die Architektur des Vorführsaals, der Sound, die Handlung auf der großen Leinwand, konzentriert auf Fiktion ohne Pause-Knöpfchen, kommentiert höchstens durch das Rascheln von Popcorn. Die beiden Säle hier hat Nick gerade neu ausstatten lassen, mit schillerndem Samt in Blau, Gold und nebenan Dunkelrot an den Wänden. Wenn sich der Vorhang hebt, macht das Haus der Bezeichnung Filmtheater wirklich alle Ehre. Nick ist hier groß geworden, seine Mutter Lydia kennt noch jeder, sie leitete das Haus Jahrzehnte, vor drei Jahren hat er nach ihrem Tode übernommen.
Sein Vater Hans-Peter ist der Grandseigneur des Hamburger Kinobetriebs, stieg schon in den 1970ern eher nebenbei ins Geschäft ein. Ab den 90ern übernahm er alle paar Jahre ein weiteres Stadtteilkino. Mittlerweile sind es das Elbe in Osdorf, das Studio in der Schanze und die Koralle in Volksdorf, dazu das Astra in Plön und das Burg auf Fehmarn. Flott auf die 80 zugehend, leitet er den Betrieb in Burg noch immer, von seinem Ferienhaus aus. Hört sich nach einem harmonischen Generationenwechsel an, fast wie im Film. Der Junior-Geschäftsführer schmunzelt, „dann würde Detlev Buck meinen Vater spielen und Natja Brunckhorst würd’s verfilmen.“
Die Stadtteilkinos um die Ecke, die hält er auch dank seiner eigenen schönen Kindheitserinnerungen für wichtig als Teil der kulturellen Prägung. Der erste Film mit Grundschulfreunden, später mit der ersten Freundin, das vergisst man nicht. Mit 20, 30 sind Großkinos in der City vielleicht angesagter, aber dann kommen die Leute mit ihren Kindern wieder und bleiben bis ins Alter treu. Er muss es wissen, seit 20 Jahren sieht er neue und bekannte Gesichter, hat mit 16 Tickets und Popcorn verkauft, analog 30-Millimeter-Filme vorgeführt. Dann Jura studiert, doch die Welt des Kinos liegt ihm offenbar mehr. Eng am Publikum orientiert sich Nick für die Programmgestaltung. Möchte behutsam eine eigene Handschrift einführen: „Es wäre schön, hier etwas mehr in das Politische, Gesellschaftliche zu gehen. Mal ein Film, der aneckt, vielleicht Gesprächsstoff liefert nach der Vorstellung über einem Glas Wein.“