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Buchhandlung Wassermann

SPOTLIGHT BLANKENESE

Text: Simone Rickert | Fotos: René Supper

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 65

„Eigentlich gehört diese Buchhandlung den Blankenesern“, meint Pascal, und Florian führt den Satz fort, „es darf sie nur alle paar Jahrzehnte jemand anderes verwalten.“ Im Oktober 2022 haben die beiden Freunde das Geschäft übernommen. Und das, obwohl sie weder Buchhändler noch aus Hamburg sind.

Kennengelernt haben sie sich vor zehn Jahren, beim Wandern zum Schauinsland bei Freiburg, wo sie studierten. Historiker Pascal arbeitete dort bei der ehemals berühmten Buchhandlung zum Wetzstein, gründete einen Literatur-Blog „aufklappen.com“, gelungener Versuch, den Fuß in die Tür der Literaturbranche zu kriegen.

Als sie auf einem Verlegertreff zufällig erfuhren, dass die Vorbesitzerin hier Nachfolger suchte, hatten sie gar keine Zeit zu zögern und eröffneten vier Monate später. Firma gegründet, Geld zusammengekriegt, Umzug mit Familie. Pascal wurde zum zweiten Mal Vater. Inzwischen wackelt Tochter Eli souverän zur Tür, wenn die Glocke Kundschaft ankündigt, spielt am liebsten unterm Büchertisch, obwohl es sogar ein Kinderzimmer für sie und alle Kundenkinder und Kinderkunden gibt. Pläne schmieden und durchziehen – Kernkompetenz. So haben Flo­rian und Pascal auch in kürzester Zeit anstelle des ausgefallenen Harbour Front Literaturfestivals die „Blankeneser Herbstlese“ auf die Beine gestellt. Ganz schnell standen Kooperationen mit lokalen Partnern. „Man spinnt weite Netze für solche Großevents. Doch absolut wichtig ist die Gemeinschaft hier in Blankenese“, Pascal als Historiker spricht von „langen Linien“.

Literatur und Kunst sind tief verankert im Hamburger Westen, mit großen Dichtern, wie Hans Leip, Richard Dehmel, Hans Henny Jahnn. Als Pascal die Linie der Buchhandlung zurückverfolgte, schaute er etwas genauer: seit 1946 in Blankenese mit Alfred Kortes. Um es kurz zu machen: Seine spektakuläre Recherche ergab, dass das Geschäft bereits 1848 samt Zeitungsverlag von Friedrich Wassermann in Templin gegründet wurde – und damit die älteste existierende Buchhandlung Hamburgs ist. Auch, dass Kortes aus dem Brandenburgischen eine stramm rechte Gesinnung mitbrachte. Daher entschieden die beiden Neuen, begleitet von reger Blankeneser Diskussionskultur, dem Laden den Namen Wassermann zurückzugeben.

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