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Hannes Roether
SPOTLIGHT OTTENSER HAUPTSTRASSE
Text: Simone Rickert | Fotos: René Supper
Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 66
Wenn Stil und Nachhaltigkeit so gekonnt verwoben werden wie in den Kollektionen von Hannes Roether, dann ist man sicher in einem Familienunternehmen gelandet. Wobei das auch ein bisschen erweiterte Wahlverwandtschaft ist: Hannes und seine Ehefrau Nicky Wendt entwerfen die Mode, er Herren, sie Damen. Er bringt mit: die Wälder um Freiburg, die Schwäbische Alb, mit 14 auf eine Farm bei New York, danach immer wieder Weltreisen, bis Japan. In einen schwungvollen Stehkragen kann man Yamamoto ebenso hineinlesen wie einen bayerischen Trachtenjanker.
Sie: laufen gelernt in Teheran, dann Sindelfingen, Modewelt weit offen, trifft Hannes (wieder) in Berlin, 2004: Herzrasen und Start des Unternehmens Hannes Roether. Nachhaltigkeit und unverwechselbarer Stil sind ihre Markenzeichen geworden. Ihre Stücke lassen sie in deutschen und europäischen Manufakturen fertigen. Aus Materialien, die so schön, angenehm zu tragen wie langlebig sind. Deutschleder, schon mal gehört? Ein extra fester Baumwollstoff, besser als Jeans.
Die Schnitte haben ein sehr menschliches Konzept: Damen dürfen Hüften und Busen haben, Herren auch große Größen tragen und darin top aussehen. Einem langjährig bekannten Tuchhändler kauft Hannes auch mal eine Charge ab, die ein anderer Kunde nicht nahm – und designt daraus einen Anzug, der zum Hit der Kollektion wird. Überproduktion gibt es nicht. Was weg ist, ist weg. Auch darum sind die Stücke der beiden eher zurückgezogen lebenden Modeschöpfer so sehr begehrt. Zur erweiterten Wahlverwandtschaft der inzwischen vierköpfigen Familie mit Kindern zählen auch die Mitarbeiter. Wie Maureen Schwarz und Bianca Bornemann, die fast zeitgleich die zwei Stores in Hamburg, hier und in Eppendorf, mit eröffneten. Beide Hamburgerinnen, Altonaerinnen, zur Begrüßung gibt es ein „Moin“ und Kaffee.
Hannes und Nicky haben, nach München, Berlin und u.a. Antwerpen, einen Spaziergang durch die ganze Hansestadt unternommen und eben die Ecken jenseits der Innenstadt erkundet: Der ehemalige Fleischerladen hier auf der Hauptstraße verbarg seinen ursprünglichen Art-déco-Charme damals zwar noch hinter Rigipswänden, doch das Paar hatte das richtige Gefühl, auch für die Familie.