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Laundrette

SPOTLIGHT OTTENSER HAUPTSTRASSE

Text: Simone Rickert | Fotos: René Supper

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 66

Der Groove hinter Waschmaschinenfenstern und von Plattentellern hat etwas Verbindendes. Auch Flaschen dreht man rechtsrum auf. Wash, Drink, Dance ist das Motto in der „Laundrette“. Als Stephan den schon bestehenden Waschsalon übernahm, leuchtete ihm das Konzept sofort ein, den Humor dazu brachte er von Haus aus mit. Er kennt Ottensen, vor allem die Szene, seit 30 Jahren, führte zuvor das „Blaue Barhaus“, aus dem er das Deckenfresko von Graffiti-Artist Max Burmeister rüberrettete ebenso wie die Außenleuchte, von Einheimischen „Säufersonne“ genannt, weil sie nie untergeht.
Was ist das für ein Laden? In der bunten Bar-Szene des Stadtteils sicher der abgefahrenste. Mit dem Waschtrommel-Konzept wirbelt er Menschen am Tresen zusammen, die sich sonst niemals, live oder online, begegnet wären. Leute aus der Nachbarschaft, auch die, denen mal die eigene Maschine kaputtgeht, aber halt auch Leute auf der Durchreise. Und davon gibt es eine ganz Menge. Musiker zum Beispiel, man darf staunen, wer hier schon alles persönlich seine Wäsche wusch: Billy Bragg, Lemmy Kilmister, alle Roadies von Taylor Swift auf einmal. Es hat sich in der Musik-Szene herumgesprochen, offenbar. Nach dem Festival in Wacken werden die Maschinen doppelt gründlich gereinigt. Tja, und diese Menschen sitzen dann halt an der Bar zusammen, bei Bier oder fancy Cocktails, unterhalten sich. Und dann bekommt das Schild „Betreutes Trinken“ an der Wand seine besondere Bedeutung, sagt Stephan.
„Online kannst du posten, was du willst, und bekommst Likes. Aber wenn du das in der Kneipe laut sagst, bekommst du von drei Leuten Gegenwind.“ Seine liberale, soziale Haltung macht er ganz deutlich, auch indem er im Beirat „Freiraum Ottensen“ vor der Handelskammer spricht. Verkehrsberuhigte Straßen in Freiburg, Amsterdam und Paris mag er, und zwar so, dass es auch für die Anwohner angenehm ist – später halt ruhig. Da er aus einer Hoteliersfamilie im Schwarzwald kommt, die Kieler Wurzeln seiner Mutter lockten ihn in den Norden, weiß er, wie man gut, diplomatisch, auch mit Stammtisch-Manier diskutiert. Hauptsache, man diskutiert und tauscht sich aus. Mit jeder Menge Humor: „Man darf das Leben grundsätzlich nicht bierernst nehmen.“

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