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Herr von Eden

SPOTLIGHT MARKTSTRASSE

Text: Simone Rickert | Fotos: Julia Schwendner

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 60

Hold Fast. Das Tattoo, das sich Matrosen auf den Rahseglern auf die Hände stechen ließen, damit sie, wenn der Windspeed nach oben geht, immer dran denken: Festhalten. Bent, aufgewachsen an der Flensburger Förde, war schon Segler, lange bevor er vor 25 Jahren begann, erfolgreich Mode zu machen. Nun zieht er das ganz große Tuch. „Die schönsten Anzüge der Welt“ wird er machen, in Hamburg und nirgendwo sonst produziert. In der lichtdurchfluteten sechsten Etage eines 200 Jahre alten Speichers in Hamm hat er sein Atelier neu aufgestellt. Vorher hat er im slowenischen Trenchin nähen lassen. Nun kann er ganz nah dran sein an der Produktion. Er bezeichnet sich als Autodidakt, und zwar in jeder Hinsicht. Seine Schwester, Schneiderin, hat ihm etwas beigebracht, doch zum Meister auserkoren hat er sich das wahre Leben. Ist auch mal auf die Schnauze gefallen und klüger wieder aufgestanden.

Im Herbst 1998 hat er sein Geschäft eröffnet, Vintage-Anzüge zum Kaufen und Leasen. Nur ein Jahr später den ersten eigenen Entwurf geschneidert, weißer Dreiteiler. Der ist sein Signature-Piece, auch der erste Anzug, der das neue Atelier in Hamm verlässt. Lagerfeld hat zu ihm gesagt: Wenn du Mode machen möchtest, musst du erst mal die Klassik lernen. Und die für die gegenwärtige Kleidungskultur liegt in den 1920er-Jahren: Da war sie schon, die Androgynie, die langen Beine, die Taillen, geschminkte Männer – alles wunderbar. Die schlanke Dietrich sah im Anzug genauso smart aus wie der kleine Al Capone. Die Symmetrie ist das Geheimnis, mit dem Bent aus jeder Figur das absolut Beste holt. Zur Seite steht ihm seine Crew: Nourollah, sein langjähriger Schneidermeister ist nun Atelierleiter, Kristina im Management, bald sechs Schneider in Hamm, die Verkäufer in HH, Berlin, Köln. Sie hantieren mit den besten Stoffen, die man bekommen kann, die Seide nur aus Italien. Eine Krawatte muss so schwer gewebt sein, dass sie im Hamburger Wind nicht fliegt. Knopflöcher müssen mindestens drei Zentimeter lang sein, sonst ist es triste Knauserigkeit wie bei allen anderen, auch sehr teuren, Marken. Bents Ziel steht fest: Design und kompromisslos gute Produktion aus Hamburg für den Rest der Welt. Festhalten – das ist eine Ansage an die Modebranche!

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