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Groove City

SPOTLIGHT MARKTSTRASSE

Text: Simone Rickert | Fotos: Julia Schwendner

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 60

Gegründet hat sie den Laden nicht, aber lange geprägt – das kann man wohl sagen. Hat viele Krisen mit dem Vinyl-Business durchlebt, doch jetzt ist alles „ganz gut“. Um die Kundschaft, die Leute, geht es ihr in erster Linie: um das Verbindende von Musik. Der Laden ist spezialisiert auf Soul, Jazz, prägend benannt nach Wilson Picketts Hit von 1979, in dem es natürlich noch nicht um Hamburg ging, wohl aber um dieses Lebensgefühl. Inzwischen ist das Sortiment angereichert mit viel Hip-Hop, afrikanischer und türkischer Musik, Persisch, Brasilianisch, West Indies. Einiges vintage, secondhand, viele Nachpressungen alter Alben und natürlich Aktuelles. Durch die türkische Abteilung führt Marga: Kundinnen entdecken hier z. B. die Musik ihrer Eltern, ihrer Jugend wieder. Andere stoßen auf Musik, die sie noch nicht kannten, aber beim Probehören am Tresen schön finden. Und alle treffen sich dann beim Abtanzen im unweit gelegenen „Knust“ bei der „Acid Anatolia“-Reihe – das liebt Marga so an dem Geschäft: „Unsere Gesellschaft separiert sich immer mehr, das will ich hier nicht. Sondern, dass wir alle zusammen Musik hören, egal, wo wir herkommen, egal, wie alt oder jung wir sind.“

Mitte der 80er ist sie nach Hamburg gekommen und hat bei Zardoz Records, freundschaftlich verbunden direkt ums Eck, ihren Anfang im Plattenbusiness gemacht. Da war das Medium noch in seinen besten Zeiten. 2005 hat sie Groove City von Gründer Herbert als Inhaberin übernommen, der Laden war gerade mal ein Jahr hier im Karoviertel angekommen. Zwischendurch hat sie beim Hamburger Hip- Hop-Label Yo Mama gearbeitet und wurde als DJane für Drum ’n’ Bass bekannt. Überhaupt ist Marga bestens vernetzt, auflegen tut sie auch noch, aber eher nachmittags, zum Beispiel auf der „MS Hedi“.
Wie viele Platten im Laden stehen? „Viele, ich würde sagen, viele“, überschlägt kurz, so übern Daumen: „Also hier sind achtzig, da noch mal, zwischen sechs- und siebentausend?“ Überzogene Sammler-Preise, „Haben-Wollen“, mag Marga nicht. Steigt ein Herr aus schwarzer Limo, kommt in den Laden und verlangt die teuerste Platte, die sie hat: Er geht leer aus. Nächstes Mal ist sie vielleicht schlagfertiger, bietet „Modern Talking für völlig unbegründete 800 Euro“ an. Am besten gehandelt werden momentan Hamburger Pressungen aus den 90ern, als alle eigentlich CDs machten, z. B. „La Boom“ von aka Jan Delay & Tropf – aber pssst!

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