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Panik City

SPOTLIGHT KLUBHAUS ST. PAULI

Text: Simone Rickert | Fotos: Jan Northoff

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Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 58

Die Panik City betritt man standesgemäß in neongrünen Socken, damit ist man schon mal ganz nah dran am Udo, schlüpft mühelos in seine Schuhe. Auf dem Weg seines Lebens von Heimatstadt Gronau bis zu Hansestadt Hamburg, in der er oberster Rocker und Ehrenbürger ist. Die Idee, ein „Museum“ zu machen, die spukte ihm schon ziemlich lange im Kopf rum, erzählt Petra, die von Anfang an als Betriebsleiterin an Bord ist. So viele Erinnerungsstücke, Momente und Botschaften an den Rest der Welt hatte er angesammelt: Die Gitarre, die er DDR-Staatschef Erich Honecker medienwirksam „statt Knarre“ schenkte – sie wäre fast im Schutt des Palasts der Republik verstaubt, hätte Gregor Gysi sie nicht mitgenommen. Oder die Schalmei (!), die Genosse Honni ihm mit versuchter Ironie überreichte, Udos lang ersehnte Tour durch die DDR aber verbot. Anhand Udos Karriere neuere deutsche Geschichte erleben, sein „Sonderzug“ ist immer in Richtung Frieden und Freiheit unterwegs, nimmt jeden mit, der aufspringt. Also warum nicht ein Museum machen?

Natürlich wollte Udo nichts, was es schon gab, „da muss auch was passieren“. Und weil er ein geradezu stethoskopisches Gespür für den Puls der Zeit hat, setzte er sich mit seinen Freunden Corny Littmann und Axel Strehlitz zusammen und hat das Beste an Dramaturgie und moderner Technik reingepackt: Filme aufgenommen, VR-Experiences erschaffen, 400 Exponate ausgewählt. Sein bester Freund aus Kindertagen erzählt im Video-Interview, wie er mal zu Udos etwas besorgter Mutter Hermine sagte: „Frau Lindenberg, machen Sie sich mal keine Sorgen, Ihr Sohn wird ein großer Star“, und Udo dann im elterlichen Hauseingang lehrte, wie man elegant eine Showtreppe hinuntersteigt.

Highlight: Mit 360°-Virtual-Reality-Brille neben Udo auf der Konzertbühne vor Zehntausenden Fans stehen, „Reeperbahn“ singen, spätestens danach ist man echt geflasht. Als Abschluss der immersiven 90-Minuten-Tour sollte man unbedingt die Einladung in die „Alte Liebe“ im Erdgeschoss vom Klubhaus annehmen. Auf einen Eierlikör, klönen über eins von Udos Mottos: „Die Welt ’ne Ecke fairer machen, als wir sie bei unserer Geburt vorgefunden haben.“ Falls es ein zweiter wird, gut so: Ein Teil des Verkaufserlöses geht an die Udo-Lindenberg-Stiftung.

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