Skurrilum
SPOTLIGHT KLUBHAUS ST. PAULI
Text: Simone Rickert | Fotos: Jan Northoff
Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 58
An die Dunkelheit gewöhnen die Augen sich. Der Anrufbeantworter blinkt im Schein einer funzeligen Lampe, will eine Nachricht loswerden, daneben steht ein ziemlich antikes Ghost-Spektrometer, sieht echt aus. Brauchen wir das, funktioniert es und ist das überhaupt relevant für unseren Fall? No-Spoiler-Alarm: Wir verraten hier nicht ein Wort zu viel!
Heiko sitzt in dieser 70s-Trash-Szenerie und hat eine diebische Freude daran, wie wir den Spuren von Ernie Hudson, dem Geisterjäger, folgen. Er hat sie sich ausgedacht, zusammen mit Lukas Nimscheck, die fünf Abenteuer im Skurrilum. Beide sind Autoren am Schmidt Theater, haben sich dort kennengelernt. Heiko ist Schauspieler, schreibt Hits am Schmidt, ist Hörspiel-Sprecher, Musical-Texter, Übersetzer. Lukas ist Komponist, TV-Moderator, hat auch fürs Schmidt geschrieben und inszeniert, ist Sänger der Band „Deine Freunde“. Und noch viel mehr, man kann nicht alles aufzählen. Aber wie denkt man sich dann auch noch diesen Quatsch hier aus? Die Inspiration strömt aus vielen Quellen: Hörspiele, Krimis, Drama, man spürt Film-Atmosphäre, gern noir, Wallace, E. A. Poe, etwas Sesamstraße, Fritz Honka, Shakespeare. Zitat Heiko: „Lukas hat ’ne Idee, ich hab’ ’ne Idee, und zwei schlechte ergeben eine gute!“
Escape-Room, ja, aber es muss sich hier niemand panisch zum Countdown einer Uhr aus Todesgefahr befreien. Ein Spiel im besten Sinne: komplett analog, digital-un-augmentete Realität, keine Regeln. Wir sind die Helden dieser Geschichte, Schauspieler im Improvisations-Theater, ein Erzähler aus dem Off führt uns durch das Stück. In jedem Abenteuer gibt es dazu einen Spielleiter, der hinter den Kulissen live die Strippen zieht: Räume öffnet und verschiebt, Licht- und Toneffekte steuert und ans Telefon geht, wenn man die AB-Nummer zurückruft – wer nicht fragt, bleibt dumm. Hoher Personalaufwand in einem der am besten bewerteten Escape-Rooms. „Reich werden wir damit nicht, aber wir beschäftigen rund 20 Leute, die Spaß daran haben.“ Lebenszeit sinnvoll verbringen, ein Spielkind sein, wer daran so viel Freude hat wie die Macher, kann sich hier ordentlich austoben. Denn eine Regel gibt’s nämlich doch: Es darf nie langweilig werden, nicht im Leben und nicht in diesem Spiel!