Spotlight –
Stadthöfe
Text: Simone Rickert
Fotos: Giovanni Mafrici
Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 46
Stadthausbrücke 10, Telefon: 33 44 14 00 Die „Bar Noir“ am Morgen: schwarzer Tee in geschliffenen Gläsern, sieht aus wie ein früher Whiskey. Die Geschichte von den Dandys, die mit Schildkröten an der Leine über die Boulevards flanierten, um lässigen Müßiggang mit Exotik und betonter Langsamkeit zu unterstreichen, die kennt inzwischen jeder Hamburger. Marc Ciunis und Carsten von der Heide, Geschäftsführer im Tortue, das von den Schildkröten seinen Namen hat, konnten sie auch erst nicht glauben, aber sie stimmt. Zumindest berichtet der des Märchenerzählens unverdächtige Philosoph Walter Benjamin, dass es um 1840 in den neuen Passagen von Paris so Mode war.
Ob das in Hamburg damals auch Sitte war?
Die sonnengewohnten Tortues hätten sich wahrscheinlich einen fiesen Schnupfen geholt …, aber immerhin war dies früher das französische Viertel der Stadt. Also passt die Geschichte gut hierher, in die eleganten Passagen.
Im Sommer sitzt man draußen, es ist immer bis abends etwas los, zu sehen gibt es genug. Nicht nur Hotelgäste verweilen hier, das Restaurant „Jin Gui“ und die „Brasserie“ sowie die drei Bars haben sich unter Hamburgern als Treffpunkt in der City etabliert. „Wir sind ein Hotel für die Hamburger: Die verschiedenen Bars und Restaurants, das schafft vielleicht noch das Jahreszeiten, das für mich immer noch Vorbild ist“, sagt Carsten von der Heide, den wir aus dem „Tarantella“ und „Casse Croute“ kennen. Marc Ciunis weiß aus Erfahrung in der „Ciu’“-Bar und dem East, dass Persönlichkeit und Liebe zum Detail alles sind: „Wir wollen, dass hier jeder einzelne Gast zufrieden ist.“ Die Einrichtung ist dementsprechend: modern mit französischem Chic, echte Gemälde an den Wänden der Rezeption und auch auf den Zimmern, ein dezenter Raumduft, der Tortue-exklusiv in Paris kreiert wurde.
„Unser höchstes Gut aber sind unsere Mitarbeiter“, sagen die beiden Chefs, schon seit 22 Jahren befreundet, über ihr erstes gemeinsames Projekt. Alle haben Spaß am Gastgeben. Das fühlt man, wenn der Barchef einen beim zweiten Besuch mit Handschlag begrüßt. Marc und Carsten leben es vor. Mal abgesehen davon, dass sie hier eh schon fast wohnen: „Auf der Karte stehen nur Sachen, die wir auch richtig gern essen: Eggs Benedict, Foie gras, Summer Rolls …“ À bientôt au Tortue!