top of page

Spotlight –

Zinnschmelze

AUTORIN: SIMONE RICKERTH  

FOTOS: GIOVANNI MAFRICI

DerHamburger_Mediadaten_2019-1.png

Diesen Artikel finden Sie in unserer Ausgabe 41

» MAGAZIN BESTELLEN

Bei 231,93 Grad schmilzt Zinn. Aus dem silberweißen Schwermetall wurden zu Zeiten der Compagnie die Formen für die Herstellung der Gummiwaren gefertigt. Ein schöner Name für ein Haus, in dem heute Musik aller Art, Tanz und Theater auf dem Programm stehen. Die Intendantin Dorothée Puschmann ist seit Beginn des Kulturbetriebs dabei. Dieses Gebäude der Fabrik stand leer, das Dach hielt notdürftig, der Abbruch drohte. Genau richtig für eine Handvoll junger Kreativer, die Lust hatten, Musik zu machen und Konzerte zu veranstalten, die auch mal laut waren. Punk und Metal wurden gespielt, 1984 war das. 


Die Zinnschmelze hat sich schnell ihren Namen im Hamburger Nachtleben verdient, legendärer Treffpunkt bei der Nacht der Clubs. Ganz so wild geht es heute nicht mehr zu. Das Kulturzentrum bietet für alle etwas: Salsa-Kurse, Swing-Abende, Tango, das für jeden offene Feierabendsingen jeden zweiten Mittwoch im Monat lockt manchmal über 200 Leute an, und das bei jedem Wetter, draußen auf dem Hof. „Wenn’s regnet, bringen wir eben einen Schirm mit“, Dorothée nimmt selbst liebend gern da-ran teil, wenn sie die Zeit hat. Sie kümmert sich zusammen mit drei weiteren festen Kollegen um eigentlich alles: Organisation, Buchung, Tickets, Fahrstuhl klemmt … Pro Woche gehen 80 Anfragen bei ihr ein, von Künstlern, die hier auftreten möchten. Rund 50 Ehrenamtliche helfen bei den Kursen, an der Garderobe, an der Kasse. Ihr Budget erwirtschaften sie zur Hälfte selbst, das reicht aber grade eben für Miete und Betriebskosten. Die andere Hälfte tragen die Kulturbehörde und Förderer und Sponsoren. 


Im März 2015 hat die Zinnschmelze ihren lang erkämpften Anbau bekommen, jetzt hat auch das Theaterdeck mehr Platz, ein Privattheater, auch Kinder und Jugendliche gehen da auf die Bretter und spielen vor ausverkauftem Haus. Im Erdgeschoss ist das Café „LüttLiv“ eingezogen, wo der Kuchen lecker selbst gebacken wird. „Wir sind dafür da, dass es hier ein Kultur-Angebot gibt.“ Als Dorothée als Studentin nach Barmbek zog, war das noch weniger als spärlich. Inzwischen hat sich der Stadtteil sehr gewandelt, viel mehr junge Familien, das Viertel ist belebt und lebendig – die Zinnschmelze seine solidarisch geführte Kultur-Keimzelle.

bottom of page